In Sachsen sind seit dem Jahr 2000 mehr als 4.500 Baudenkmale abgerissen worden. Das geht aus der Antwort auf zwei Kleine Anfragen des Landtagsabgeordneten Wolfram Günther (GRÜNE) hervor.
„Die Größenordnung dieses unwiederbringlichen Verlusts an gebauter Kultur und Heimat ist absolut erschreckend. Sachsen Städte und Gemeinden haben ein gewaltiges Entwicklungspotenzial verloren“, erklärt Günther, Sprecher für Denkmalschutz der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag.
„Die Anzahl der geschützten Kulturdenkmale belief sich zum 24. November 2014 auf nur noch 102.911. Der Abrisstrend ist dabei ungebrochen: Allein in den letzten zwölf Monaten gingen 400 Kulturdenkmale endgültig verloren.“
„Aktuell liegen bereits weitere knapp 200 Genehmigungen für Abrisse bzw. Teilabrisse von Kulturdenkmalen und mindestens weitere 109 in der Abwägung befindliche Anträge auf Abriss vor. Allein 40 Abrissgenehmigungen kommen dabei jeweils aus dem Landkreis Leipzig und der Stadt Leipzig. Im Landkreis Leipzig stauen sich darüber hinaus weitere 40 bislang noch nicht entschiedene Abrissanträge.“
In der Stadt Leipzig waren mit 872 Denkmalabrissen – gefolgt vom Landkreis Leipzig mit 570 Denkmalabrissen – die meisten Verluste zu verzeichnen. Der Landkreis Leipzig hat damit auch den größten Prozentsatz an Denkmalen in Sachsen verloren. Seit dem Jahr 2000 wurden knapp neun Prozent der dortigen Kulturdenkmale abgerissen. In den Städten Leipzig und Chemnitz waren es sechs Prozent. Die geringsten Verluste waren in der Stadt Dresden zu verzeichnen. Dort ging die Anzahl der Kulturdenkmale nur um ein Prozent zurück.
Der höchste Bestand an Kulturdenkmalen findet sich im Landkreis Görlitz mit 14.525. Die Stadt Leipzig verfügt mit 14.114 Denkmalen über den zweithöchsten Denkmalbestand.
„Heute befinden sich trotz der Rettung zehntausender Kulturdenkmale in den vergangenen Jahren ganze Denkmalgruppen in einem dramatischen Zustand. Dies betrifft sowohl verstärkt die technischen Denkmale als auch die Gruppe der Schlösser, Gutshäuser und ländlichen Anwesen. Einem guten Denkmalschutzgesetz steht jedoch in Sachsen mangelnde finanzielle Förderung gegenüber“, kritisiert der Abgeordnete.
„Die finanziellen Mittel des Bund-Länder-Programms ‚Städtebaulicher Denkmalschutz‘ wurden in den vergangenen fünf Jahren in Sachsen von jährlich 73,5 Millionen Euro auf 41,5 Millionen Euro gekürzt. Für das sächsische Landesprogramm für den Erhalt von Kulturdenkmalen standen 2009 noch 12 Millionen Euro zur Verfügung. 2014 war dem Freistaat dieses Programm nur noch 5 Millionen Euro wert.“
„Diese Kürzungen können auch nicht durch weitere 1,4 Millionen Euro für Sachsen aus dem neuen Sonderprogramm Denkmalschutz des Bundes oder durch das unterstützenswerte Sofortprogramm zur Förderung der Umgebindehäuser mit einem jährlichen Finanzvolumen von 0,5 Millionen Euro kompensiert werden. Vor allem engagierte private Denkmaleigentümer werden mangels ausreichender Förderung allein gelassen. Schon jetzt reichen die Zuschüsse nicht, um für wichtige Denkmale zumindest ein Minimum an Förderung bereitzustellen. Wenn aber weder saniert noch gesichert werden kann, drohen zunehmend Verfall und Abriss. Diese Entwicklung muss dringend korrigiert werden“, fordert Günther.
„Hier erwarte ich von CDU und SPD ein klares finanzielles Bekenntnis in den anstehenden Haushaltsverhandlungen. Wir GRÜNEN wollen die sächsischen Förderzuschüsse für Denkmale verdoppeln. Wir schlagen eine Finanzausstattung von jährlich 10 Millionen Euro für das sächsische Landesprogramm für den Erhalt von Kulturdenkmalen vor. Unseren Schutz benötigen nicht nur die bekannten Sehenswürdigkeiten, sondern gerade die vielen kleinen Denkmale, die in ihrer Summe die geschichtliche Entwicklung Sachsens nachvollziehbar und erlebbar machen.“
„Mangelnde finanzielle Unterstützung beim Denkmalschutz schadet auch der heimischen Wirtschaft. Es sind Tausende Handwerker, Architekten, Beschäftigte in Bauunternehmen, Restauratoren, die einen wichtigen Teil des Bauwirtschaftsgewerbes ausmachen. Jeder Euro an staatlicher Denkmalförderung zieht ein Mehrfaches an privaten Investitionen nach sich“, argumentiert der Abgeordnete.
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