Mink-, Marderhund und Waschbär – Günther: Lassen Sie uns bei den Lebensräumen für Tiere voranschreiten!

Rede | 01.02.17

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen!

Ich möchte Sie jetzt nicht mit weiteren Fakten langweilen oder damit, sie nochmal zu wiederholen. Man muss sagen, die Kollegen von CDU und SPD haben dazu sehr umfassend vorgetragen.

Vielleicht aber eine kleine Einschränkung: Das Tragen von Pelzen an sich ist nicht unbedingt immer lobenswert; denn wenn sie aus Pelztierfarmen kommen, dann ist das eher etwas sehr Negatives. Ansonsten, bei der Jagd, kann man darüber diskutieren.

Worüber ich mich auch gewundert habe, ist im Beitrag von Frau Grimm, dass Sie jetzt den Privatleuten den Kompost verbieten wollen. Das ist quasi auch so ein Aspekt einer Verbotspartei. Also, ich hätte meinen privaten Kompost schon noch ganz gern bei mir auf dem Grundstück.

Ich möchte zur Einordnung sagen, weil es am Anfang ein bisschen bedrohlich klang, mit den vielen neuen Arten, die zu uns kommen, wie man biologisch unterscheidet, was einheimische Arten sind, ob nun Tier- oder Pflanzenarten. Einheimisch ist alles das, was sich hier nach der letzten Eiszeit natürlich angesiedelt oder entwickelt hat. Alles, was danach gekommen ist, das sind neue Pflanzen, das ist eben nicht einheimisch, sondern eigentlich gebietsfremd. Dabei unterscheidet man auch noch zwischen all dem, was vor dem Jahr 1492, nämlich vor der Entdeckung Amerikas, hierhergekommen ist, und all dem, was danach gekommen ist. Das sind die Zeiträume, in denen man denkt.

Einmal zu den Zahlen. Man spricht davon, dass ungefähr 12 000 Gefäßpflanzen nicht heimisch sind. Von diesen 12 000, die es gibt, sind 1600 in der freien Natur zu finden. Bei Tierarten sind es ca. 450, die wild leben. Das ist eine ganze Menge. Es gibt die 10er-Regelung. Man sagt, 10 ¾ von dem, was hier ankommt, kann überhaupt halbwegs überleben und wiederum 10 % von dem, was hier irgendwie, vielleicht kurzfristig in der Natur überlebt hat, schafft es dauerhaft und wiederum 10 % davon werden negativ auffällig. Das ist also ein sehr geringer Anteil. Damit kommen wir zu den Arten, die wir heute besprechen.

Wir reden von Marderhund, Waschbär und Mink. Ich bin ganz bei der Kollegin Kagelmann. Man muss immer genau hingucken, wo das reale Problem besteht; denn viele Tiere, die hierher kommen, füllen im Prinzip wieder Lücken, die einheimische Tiere auch schon besetzen. Wir haben einheimische Prädatoren-Säuger. Wir haben den Dachs, den Fuchs, den Marder. Es ist tatsächlich kein Unterschied, ob ein Gelege von einem einheimischen Marder oder von einem Mink geräubert wird. Dem Gelege ist es letztlich egal.

Es ist Natur. Dann muss man zu diesen gefährlichen Tieren auch einmal klar und deutlich sagen: Etwa der Marderhund ist eigentlich ein sehr lahmer Geselle. Er frisst vor allem Früchte und Aas und ab und zu ein paar Maulwürfe und Mäuse. Er ist aber nicht weiter gefährlich. Er ist ganz gemächlich unterwegs. Man kann die Gefahr nicht richtig erkennen.
Beim Mink besteht die Gefahr, dass man sagt, ja, er verdrängt den europäischen Nerz, den wir hier überhaupt nicht mehr haben, oder macht es unmöglich, dass er sich wieder ansiedelt. Aber es würde schwieriger, ihn hierher zu lassen; da hätte man also ein Problem.

Beim Waschbären kann ich ganz nachvollziehen, dass er tatsächlich, weil er sehr groß ist, ein Problem darstellt. Er kann sich durchsetzen, auch gegenüber allen anderen Tieren, die hier bei uns unterwegs sind, und er hat sich mittlerweile auch flächendeckend ausgebreitet.

Jetzt kommen wir aber zu den Maßnahmen, was man da machen kann. Natürlich kann man Tiere schießen oder fangen. Aber gerade bei Waschbären weiß man: Wenn man einen schießt, dann gleichen sie das durch höhere Nachwuchsraten aus. Sie werden nicht weniger.

Selbst wenn man es einmal kurzfristig schafft, ein Gebiet halbwegs frei zu bekommen, dann freuen sich diejenigen aus der Nachbarregion und wandern dort wieder hin. Deswegen muss man die Euphorie, dass wir mit einem Antrag hier das Waschbärproblem irgendwie lösen könnten, einmal deutlich herunterzoomen. Da hat noch keiner den Stein des Weisen gefunden.

Aber vor diesem Hintergrund muss ich deutlich sagen: Wir werden als Fraktion Ihrem Antrag zustimmen, weil er nämlich in dieser Hinsicht ausreichend abgewogen und vorsichtig ist, dass man das nämlich erst einmal untersucht und nach Wegen schaut, weil es eben nicht ganz so einfach ist: Wir halten da die Flinte drauf, und dann ist das Problem vorbei. Das ist einfach nicht so.

Etwas fehlt mir allerdings noch. Wir stimmen dem Antrag zu; ich hätte ihm aber noch lieber zugestimmt, wenn in II. noch ein vierter Punkt gekommen wäre, was nämlich das eigentliche Problem lösen würde. Wir haben ja schon gesagt, die Prädatoren, diese wilden Tiere, sind ein Problem für einheimische Tiere, die sie fressen. Ja, warum ist das ein Problem? Weil wir nicht genug Lebensraum haben, dass sie in genügender Zahl da sind. Dann wäre es nämlich auch nicht so schlimm, wenn das eine oder andere Raubtier dort einmal mit hineingehen würde.

Nur ein Beispiel, wenn wir uns um den europäischen Nerz Gedanken machen, dass der vielleicht einmal wiederkommt: Er lebt nun in Gebüschen am Uferrand. Da sind wir wieder bei naturnahen Gewässern, die Auenbereiche und Gehölze haben, und dann wissen wir, welches große Defizit wir da haben. Lassen Sie uns bei den Lebensräumen für Tiere voranschreiten. Dann relativieren wir die Probleme mit den invasiven Arten, denn wir werden sie eh nicht wieder loswerden.

Danke schön.

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