GRÜNE machen das Artensterben zum Thema der Aktuellen Stunde am Mittwoch im Landtag

Roter Admiral (Schmetterling) auf Blüten

Foto: Pixabay.com

(2018-106) Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag macht das Artensterben zum Thema einer öffentlichen Aktuellen Debatte am Mittwoch im Landtag (Beginn etwa 11 Uhr).
„Mit dem derzeitigen Rückgang erreichen wir langsam die kritische Situation, dass sich bestimmte Arten nicht mehr erholen werden“, erklärt Wolfram Günther, umweltpolitischer Sprecher der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag. „Der Prozess des Aussterbens der Arten beschleunigt sich aktuell.“

Unter Fachleuten herrscht Einigkeit darüber, dass es einen drastischen Insektenschwund in Deutschland gibt. Nicht so in Sachsens CDU: In einer öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Umwelt und Landwirtschaft am 02. März 2018 im Sächsischen Landtag zu einem Antrag der GRÜNEN-Fraktion zum Thema ‚Insektensterben‘ vertraten zwar die Sachverständigen die einhellige Meinung, dass es bereits 5 nach 12 sei und dringender Handlungsbedarf bestünde. Doch die CDU-Fraktion warf den Sachverständigen in einer PM >>ideologische Scheuklappen<< sowie >>eine Vorverurteilung der modernen Landwirtschaft<< vor.

Dabei liegen die Fakten, laut Günther, auf der Hand:
„Die Mannigfaltigkeit der Fauna in Deutschland umfasst schätzungsweise etwa 48.000 verschiedene Tierarten, wovon über 34.000 Insekten sind. Der aktuelle Artenverlust ist ganz besonders ein Insektenverlust, nicht nur bei den Bienen, sondern auch bei den anderen Insektenarten. Die aktuellen ‚Roten Listen‘ des Bundesamts für Naturschutz (BfN) aus dem Jahr 2016 belegen einen Negativ-Trend. So geht aus den langfristigen Trends hervor, dass 56,5 Prozent der Ameisen, 52,2 Prozent der Wildbienen und 44,7 Prozent der Kleinschmetterlinge bestandsgefährdet sind. Insekten sind die Nahrungsgrundlage für viele andere Artengruppen, weshalb mit ihnen gerade auch die Vögel verschwinden. Unter anderem als Bestäuber erbringen Insekten unverzichtbare Ökosystem-Dienstleistungen für Mensch und Natur.“
„Von den bislang in den ‚Roten Listen‘ aufgenommenen 7.389 Insektenarten sind bereits 323 Arten (4,4 Prozent) ausgestorben oder verschollen. Weitere 476 Arten (6,4 Prozent) sind vom Aussterben bedroht. Man muss davon ausgehen, dass dieses Verhältnis annähernd auch den unbearbeiteten Artengruppen entspricht.“
„In der ‚Roten Liste‘ der Brutvögel Deutschlands aus dem Jahr 2016 sind fast die Hälfte der 248 heimischen Brutvogelarten (118 Arten) in einer der Gefährdungsstufen aufgeführt.“

„Es ist nicht davon auszugehen, dass Sachsen von dem Rückgang der Arten verschont geblieben ist“, schätzt der Abgeordnete ein. „In Sachsen sind in den ‚Roten Listen‘ seit etwa 2006 insgesamt 1.275 Insektenarten bearbeitet worden, von denen 98 Arten (7,7 Prozent) ausgestorben und 122 (9,6 Prozent) vom Aussterben bedroht sind.“

„Der Versuch der Staatsregierung allein über Agrarumweltmaßnahmen den Rückgang der Arten in Sachsen aufzufangen, ist nicht ernst zu nehmen“, kritisiert Günther. „Denn diese Maßnahmen sind freiwillig und werden nicht selten nach Gutdünken des jeweiligen Landwirts in der Landschaft umgesetzt. Daher ist die Effizienz der Agrarumweltmaßnahmen bzgl. der Artenvielfalt sehr gering.“
„Es ist bisher leider nicht erkennbar, dass die Staatsregierung ernsthaft das Problem des Artensterbens angeht. Diese Blockade wollen wir mit Hilfe der Aktuellen Debatte am Mittwoch auflösen.“

>> Bundesamt für Naturschutz (BfN): Insektenrückgang: Daten und Fakten, ‚Rote Listen‘  aus dem Jahr 2016
www.bfn.de/themen/insektenrueckgang.html
www.bfn.de/themen/rote-liste/veroeffentlichungen.html

>> NABU Sachsen, ‚Offener Brief zum Thema Insektensterben‘ an Sachsens Umweltminister Thoms Schmidt (CDU) vom 27.11.2017
www.insekten-sachsen.de/Uploads/Documents/Offener%20Brief%20Insektensterben.pdf

>> ‚Rote Liste‘ der Brutvögel Deutschlands aus dem Jahr 2016
www.lbv.de/news/details/rote-liste-der-brutvoegel-deutschlands-2016-veroeffentlicht/

>> ‚Rote Listen‘ Sachsen
www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/8486.htm

Hintergrund:
Zahlen außerhalb der Roten Listen für die einzelnen Bundesländern sind kaum vorhanden. Ausnahme sind einzelne Studien, wie in Krefeld, die sich auf langjährige Kartierungen begründen. Die Krefelder Insektenforscher haben in den zurückliegenden 27 Jahren an insgesamt 63 Standorten in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Brandenburg Kartierungen durchgeführt und allein für diesen Zeitraum einen Rückgang flugaktiver Insekten um 76,7 Prozent festgestellt. journals.plos.org/plosone/article

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