(2018-28) „Die Änderung des Jagdgesetzes, wie sie heute im Sächsischen Landtag von CDU und SPD beschlossen werden wird, ist die falsche Strategie, um die Afrikanische Schweinepest (ASP) zu bekämpfen“, kritisiert Wolfram Günther, agrarpolitischer Sprecher der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag.
„Zunächst ist festzuhalten, dass der Erreger für den Menschen ungefährlich ist, sondern allein Schweine betrifft. Die Hauptübertragungswege sind menschengemacht − nicht durch die Wildschweine. Die bevorstehende Ausbreitung der ASP nach Sachsen geschieht viel schneller über die Verbreitung durch kontaminierte Fahrzeuge, Tiertransporte, Personen, Lebensmittel, Futtermittel, Abfälle, Gerätschaften, Kleidung oder Werkzeuge als durch die Verbreitung von Wildschwein zu Wildschwein.“
„Die Verbreitung über diese Wege gilt es jetzt vor allem anderen zu vermeiden“, drängt der Abgeordnete.
„Die Aufklärung der Bevölkerung über diese menschengemachten Übertragungswege ist relevant für die Verhinderung der schnellen Verbreitung der ASP. Beispielsweise können Abfälle wie Speisereste an Raststätten und Straßen, die für Wildschweine zugänglich sind, potentielle Erreger enthalten.“
„Stattdessen werden durch die Koalitionsfraktionen zwei Themen unzulässig miteinander verknüpft: Die durch großflächigen Mais- und Rapsanbau bedingten historischen Höchstbestände an Wildschweinen und die allein für die Schweinefleischproduktion relevante ASP. Die jetzt geforderte massive Bejagung von Wildschweinen mag in Maßen sinnvoll sein. Sie löst aber weder das Problem der ASP, noch ist eine Umsetzung denkbar, die mit Tierethik und Naturschutz in Einklang zu bringen ist.“
„Um jedoch für das zukünftig wahrscheinliche Auftreten der ASP in Sachsen gewappnet zu sein, ist es notwendig, bereits jetzt ein gutes Krisenmanagement vorzubereiten. Dieses muss Fallbeispiele enthalten, wie jeweils bspw. anhand des Alters des Fundes, der Region und der regionalen Besonderheiten die Maßnahmen ausfallen müssen. Dabei kann man von Erfahrungen aus anderen Ländern profitieren sowie des vorliegenden Maßnahmenkatalogs des Friedrich-Loeffler-Instituts“, schätzt der Abgeordnete ein.
„Die Afrikanische Schweinepest ist kein Problem der Jägerschaft und kann auch nicht allein durch die Jäger und eine Änderung des Jagdgesetzes gelöst werden.“
Hintergrund:
Gegen die Verbreitung der Afrikanische Schweinepest werden folgende Maßnahmen als sinnvoll angesehen:
• die Sicherstellung der Reinigung von Fahrzeugen, Personen, Gerätschaften, Kleidung, Werkzeugen
• die Abgrenzung von Tierställen, Futtermitteln und Abfällen von Wildtieren durch Zäune
• eine intensive Impfstoffforschung
• Informationskampagnen über die Übertragungswege
• eine Reduktion von Mais und Raps-Anbauflächen
• Jagdschneisen als Blühstreifen innerhalb und zwischen den Feldern
• Vertriebswege für Wildschweinfleisch ausbauen
• Wirtschaftliche Anreize für Jäger zur Schwarzwildjagd schaffen bzw. Kostenfaktoren beseitigen
• Vorbereitung eines wissenschaftsbasierten Krisenmanagements im Seuchenfall
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