In einem Brief an die Landtagsabgeordneten haben sächsische Regionalbauernverbände auf die dramatisch gesunkenen Erzeugerpreise für Milch, Schweinefleisch und Eier hingewiesen. Die Kosten der Landwirte werden im Moment lediglich zu zwei Dritteln gedeckt. Gründe des Preisverfalls sieht der Bauernverband in der schwächelnden Konjunktur in Asien, dem Russlandembargo sowie der Einkaufs- und Preispolitik des Lebensmitteleinzelhandels.
Wolfram Günther, agrarpolitischer Sprecher der GRÜNEN-Landtagsfraktion unterstützt die sächsischen Landwirte: „In keinem Land Europas sind Lebensmittel so wenig wert wie in Deutschland. Es kann nicht sein, dass bspw. der Liter Milch bei Aldi, Lidl, REWE & Co für 51 Cent verramscht wird und Milch damit billiger ist als Mineralwasser!“
Der Agrarpolitiker betont, dass auch die sächsische Agrarpolitik der vergangenen Jahre ein Grund für die derzeitige Misere ist: „Die Staatsregierung wurde nicht müde, die Landwirte aufzufordern, sich ‚fit‘ für den globalen Markt zu machen. Doch einseitige Exportorientierung und ein Wettkampf gegen Erzeuger aus Lateinamerika oder Asien, wo Lebensmittel viel billiger und mit deutlich niedrigeren Standards produziert werden, ist zum Scheitern verurteilt. Vorschläge wie erst am Wochenende von Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt (CDU), der die Bauern auffordert, ihre Produkte mittels Hofläden selbst zu vermarkten, stehen bei uns seit langem im Forderungskatalog. Wenn man sie aber nicht mit Konzepten untersetzt, werden auch in Sachsen Landwirte aufgeben müssen.“
„Sowohl aus ökonomischen als auch aus ökologischen Gesichtspunkten ist es dringend geboten, auf Klasse statt auf Masse zu setzen. Dazu muss die Staatsregierung ihre Förderpolitik endlich überdenken. Statt Betriebserweiterung und industrielle Tierhaltung großzügig zu subventionieren, müssen alternative und regionale Vertriebswege gefördert werden. Gleichzeitig fordere ich die Staatsregierung auf, sich in Gremien der Europäischen Union mit aller Kraft gegen die weitere Deregulierung des Marktes und die dadurch stetig steigende Menge erzeugter Lebensmittel einzusetzen. Damit wird der Preisverfall nur weiter beschleunigt.“
„Das durch den schwächelnden Absatz in Asien und Russland entstandene Überangebot nutzt der Handel gnadenlos, um die Preise zu drücken. Deshalb unterstütze ich die Forderung des Bauernverbandes nach einem Lebensmittelgipfel, um Massnahmen gegen den ruinösen Preiskampf des Einzelhandels zu vereinbaren.“
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