(2018-05) Anlässlich der heutigen Übergabe der Petition ‚Begrenzung der Wolfspopulation‘ an den Sächsischen Landtag erklärt Wolfram Günther, umwelt- und landwirtschaftspolitischer Sprecher der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag:
„Der Schlagabtausch Pro und Kontra Wolf findet meist gefühlsgeladen statt. Die Sorge um die Herdentiere und das persönliche Sicherheitsgefühl des Menschen kann man nicht kleinreden.“
„Dennoch liegen die Fakten klar auf der Hand: Die Angst ist an sich unbegründet, da der Mensch nicht zum Nahrungsbild des Wolfes gehört. Bei richtigem Verhalten geht keine Gefahr von Wölfen aus. Darüber hinaus hat die Rudeldichte in einem Gebiet eine artspezifische Obergrenze, die sich von allein einstellt. Das heißt, es werden nicht immer mehr Wölfe.“
„So unglücklich die Übergriffe von Wölfen auf Herdentiere für die Betroffenen sind, so bedeutet die Rückkehr des Wolfes für den Artenschutz eine Normalisierung in Mitteleuropa.“
„Die Entnahme problematischer Einzelwölfe, so wie es der Managementplan für den Wolf in Sachsen vorsieht, stelle ich nicht infrage. Aber eine Begrenzung der Wolfspopulation allgemein löst die Sorgen der Menschen nicht, denn auch dann werden weiterhin Wölfe unterwegs sein. Ein Abschuss bringt Unruhe in den Territorien, die nicht mehr von den heimischen Wölfen verteidigt werden und durchziehende Artgenossen suchen leichte Beute. Nur durch eine gelungene Vergrämung kann man Wölfen dazu bringen, sich von Herdentieren fern zu halten. Diese Erfahrung geben diese dann an die Jungen weiter.“
„Die Weidetierhaltung ist für mich eine enorm wichtige Tierhaltungsform, deren Erhalt noch deutlich stärkere Unterstützung erfahren muss. Sie erfüllt ein höchstes Maß an Tierwohl und schafft regionale Erzeugerstrukturen. Sie leistet einen nicht zu unterschätzenden Anteil an der Landschaftspflege des Offenland und dient damit dem Erhalt der Artenvielfalt.“
„Jedoch nimmt der Schafbestand in Sachsen seit Jahren wie in nahezu allen Mitgliedsstaaten der EU kontinuierlich ab. Dabei lassen sich laut Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) keine Rückschlüsse auf die Ansiedlung des Wolfes ziehen. Als eine Ursache wird die >>angespannte Erlössituation<< dargestellt.“ Im Jahr 2015 wurden bspw. 69.300 Schafe in Sachsen gehalten (andere Zahlen sprechen von mehr als 93.000 Schafen im Jahr 2015). Die aktuellen Riss- und Verlustzahl von etwas über 200 Schafen wirkt dagegen eher gering.“
„Dennoch ist die Rückkehr des Wolfes bei Weidehaltern in den Gebieten mit heimischen Wolfsrudeln mancherorts der letzte Anstoß, die Weidehaltung aufzugeben. Denn die häufig an hart an der Wirtschaftlichkeit arbeitenden Weidetierhalter werden durch die Rückkehr des Wolfes zu aufwändigen Schutzmaßnahmen gezwungen. In dieser Sache ist Sachsen bereits einen guten Weg gegangen und unterstützt die Weidetierhalter sowohl bei der Ertüchtigung der Zäune als auch bei auftretenden Rissen. Das ändert aber natürlich noch nichts an der Frage fehlender zeitlicher und personeller Kapazitäten bei den Weidehaltern, die Anträge stellen müssen und Sicherungsmaßnahmen zu planen und umzusetzen haben.“
» Managementplan für den Wolf in Sachsen
» Schafhaltung in Sachsen
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