Wolf/Schaf − Günther: Man hat mitunter den Eindruck, Sachsens Schafe wären keine Nutztiere, sondern stünden zum Streicheln auf der Wiese
Dresden. Die Kontroverse über die Ausbreitung des Wolfs in Sachsen reißt nicht ab. Wolfram Günther, umweltpolitischer Sprecher der GRÜNEN-Landtagsfraktion, plädiert trotz der Zunahme der Schadensfälle für eine rationale Auseinandersetzung.
„Die Debatte um den Wolf nimmt teilweise bizarre Züge an. Man hat mitunter den Eindruck, die Schafe stünden in Sachsen zum Streicheln auf der Wiese und würden nicht als Nutztiere gehalten.“
Aus Sicht der GRÜNEN ist die Weidehaltung für die Landschaftspflege, den Erhalt der Artenvielfalt sowie den Erhalt der Kulturlandschaft unverzichtbar.
Laut Kontaktbüro Wolf (Stand 17.11.16) wurden in diesem Jahr bisher 66 Fälle an Übergriffen auf Nutztiere bzw. Gatterwild gemeldet. In 40 Fällen war der Wolf als Verursacher wahrscheinlich bzw. nicht auszuschließen. Dabei wurden insgesamt 210 Tiere getötet, 12 sind vermisst und 12 verletzt. Zwei weitere Fälle sind noch in Bearbeitung. (http://www.wolfsregion-lausitz.de/index.php/schadensstatistik)
Zum Vergleich: Im Jahr 2015 wurden in Sachsen 69.300 Schafe gehalten, wovon 11.603 Schafe gewerblich und 4.828 privat geschlachtet wurden. Die Übergriffe der Wölfe betrafen im Jahr 2015 etwa 170 Tiere.
„Es ist unumstritten, dass sich die Tierhalter auf den Wolf einstellen müssen“, ist sich der Abgeordnete sicher. „Der Wolf wird in Sachsens Kulturlandschaft leben.“
„Die Weidehaltung ist damit keineswegs in Gefahr, wie einzelne Gruppierungen behaupten. Es ist jedoch klar, dass der Verlust von Tieren für die Halter nicht einfach übergangen werden darf. Ziel muss es sein, ein möglichst konfliktarmes Zusammenleben mit dem Wolf zu erreichen“, erläutert Günther, „wobei der Schaden nicht an den Tierhaltern hängen bleiben darf.“
„Zur Förderung von Präventionsmaßnahmen und Schadensausgleich sind in Sachsen aber bereits gute Regelungen getroffen worden und das ist richtig so“, bekräftigt Günther.
„In Fällen in denen die Wölfe bezüglich der Überwindung von Zäunen eine besondere Lernbereitschaft aufweisen, müssen andere Präventionsmaßnahmen eingesetzt werden. So kann etwa die Anschaffung von Herdenschutzhunden eine sinnvolle Maßnahme sein. Weitere, auch innovative Präventionsmaßnahmen sollten erforscht und getestet werden“, empfiehlt der Abgeordnete.
„Der Wolf hat mit der Auflistung im Anhang IV der Europäischen FFH-Richtlinie den höchsten Schutzstatus erhalten. Die derzeitige Bestandsentwicklung lässt auf absehbare Zeit keine Bejagung des Wolfes zu.“
„Immer wieder jedoch kommt es zu Fällen von illegalen Tötungen der Tiere. In Sachsen wurde im Sommer 2016 der achte illegal getötete Wolf gefunden. Die Tötung von Wölfen ist kein Kavaliersdelikt. Hier gilt es den Verfolgungsdruck zu erhöhen“, fordert der Abgeordnete.
Hintergrund:
>> Managementplan für den Wolf in Sachsen:
http://www.gzsdw.de/files/managementplan_wolf_2014_3.pdf
>> Schadensstatistik Wolfsrisse Sachsen des Kontaktbüros Wolfsregion Lausitz:
http://www.wolfsregion-lausitz.de/index.php/schadensstatistik
>> Viehbestände in Sachsen:
https://www.statistik.sachsen.de/html/507.htm
>> Geschlachtete Tiere im Freistaat Sachsen:
https://www.statistik.sachsen.de/download/050_W-Land-Forstwirt/Tab_Geschlachtete_Tiere.pdf
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