„Die Deutsche Flugsicherung hat am Donnerstag mit dem Point-Merge-Verfahren ein neues Einflugverfahren vorgestellt. Ich sehe für die zehntausenden Anwohner, die am stärksten vom Nachtfluglärm betroffen sind, dennoch keine relevanten Entlastungen. Allein die Anflughöhe zu verändern, ändert nichts an der Hauptursache für die Lärmbelastung“, erklärt Wolfram Günther, umweltpolitischer Sprecher der GRÜNEN-Landtagsfraktion.
Ob das Point Merge-Verfahren sogar eine deutliche höhere Fluglärmbelastung in den neuen Sammelräumen bei Bad Lauchstädt im Westen und Eilenburg im Osten verursacht, ist noch unklar.
„Es ist allerdings bemerkenswert mit welcher Geschwindigkeit das Einflugverfahren am Flughafen vorangetrieben wurde: Erstmals diskutiert und beschlossen im Frühjahr 2015, eingeführt neun Monate später. Ich würde mir eine solche Geschwindigkeit bei einer viel relevanteren Problemstellung wünschen: der laut Planfeststellungsbeschluss gleichmäßigen Verteilung der nächtlichen Starts und Landungen auf den Landebahnen Süd und Nord. Seit fünf Jahren wird über die widerrechtliche ungleiche Nutzung der Start- und Landebahnen diskutiert. Ergebnis: der Anteil des auf der Start- und Landebahn Süd abgewickelten nächtlichen Luftverkehrs liegt mittlerweile bei 97,4 Prozent“, sagt Günther.
„Eine wirkliche Entlastung der Menschen rund um den Flughafen ist nur mit einem Ende Nachtflüge zu haben. Wir wollen ein Nachtflugverbot zwischen 22 und 6 Uhr für den Flughafen Leipzig-Halle festsetzen. Dazu ist der Freistaat Sachsen als Hauptgesellschafter der Mitteldeutschen Flughafen AG in der Lage.“
„So lange das nicht erreicht ist, fordern wir zumindest deutlich verschärfte lärm- und verbrauchsabhängige Start- und Landeentgelte am Flughafen Leipzig-Halle als finanziellen Anreiz. Vorbild ist hier der Flughafen Zürich, der sehr stark gespreizte lärmabhängige Start- und Landeentgelte hat. Der Flughafen Leipzig/Halle hat aktuell sehr niedrige Start- und Landegebühren, speziell für Nachtflüge und hier insbesondere für besonders laute Flugzeuge. Wenn das nicht verändert wird, bleibt Leipzig im bundesweiten Flughafendumpingwettbewerb ‚der billige Jakob'“, erklärt der Abgeordnete.
„Wir sehen die Staatsregierung in der Pflicht, endlich im Interesse der lärmgeplagten Bürgerinnen und Bürger zu handeln. Durch den derzeitigen Nachtbetrieb des Flughafens Leipzig/Halle nimmt ihre Gesundheit zugunsten einzelner Unternehmen wie DHL einen enormen Schaden. Das Interesse von DHL, eine möglichst schnelle und billige Expressfrachtgutabwicklung nachts zu organisieren, steht dem Interesse des Gesundheitsschutzes der betroffenen Anwohner gegenüber.“
„Die Menschen vor Ort werden durch den Fluglärm vor allem großer Frachtflugzeuge insbesondere in der Zeit zwischen 22 und 6 Uhr massiv beeinträchtigt. Fluglärm ab einem Dauerschallpegel von 40 Dezibel in der Nacht kann Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Schlaganfall oder Herzinfarkt verursachen. Das ist keine verantwortungsvolle Politik“, sagt Günther.
Der GRÜNE Antrag „Fluglärm am Flughafen Leipzig-Halle reduzieren – Nachtruhe durchsetzen!“ (Drs. 6/1756):
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