(2016-94) 11.3.16: „Die aktuelle Personalsituation beim Landesamt für Denkmalpflege ist dramatisch“, kritisiert Wolfram Günther, denkmalpolitischer Sprecher der GRÜNEN-Fraktion, die Antworten von Innenminister Markus Ulbig (CDU) auf eine aktuelle Kleine Anfrage. „Wer in einem der kulturell reichsten Bundesländer mit einem so hochwertigen Bestand an Kulturdenkmalen ausgerechnet eine international anerkannte Fachbehörde auf Verschleiß fährt, riskiert die Zukunftsfähigkeit der Denkmalpflege in Sachsen.“
„Die Überalterung und drastische Reduzierung der Personalstellen im Landesamt für Denkmalpflege gefährden den Fortbestand der bisher verdienstvollen Arbeit der staatlichen Denkmalpflege in Sachsen“, sagt Günther. „Seit dem Jahr 2000 wurden die Personalstellen von 62 auf heute nur noch 48 gekürzt.“
„Diese Stellenreduzierung um 23 Prozent war jedoch erst der Anfang. Mittlerweile liegt das Durchschnittsalter der Beschäftigten bei 53,2 Jahren. Mehr als ein Viertel der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist über 60 Jahre alt. Das bedeutet, dass bis zum Jahr 2022 etwa 20 Stellen altersbedingt frei werden“, sagt Günther.
„Die Tendenz der aktuellen Personalentwicklung ist verheerend. Wenn jetzt nicht gegengesteuert wird, kann das Landesamt künftig nicht mehr seinem gesetzlichen Auftrag nachkommen. Die wissenschaftliche Betreuung unserer Denkmallandschaft wäre nicht mehr lückenlos gewährleistet. Bauvorhaben und Investitionen werden verzögert oder sogar ganz verhindert.“
„Ich fordere Minister Ulbig auf, den Personalabbau im Landesamt für Denkmalpflege unverzüglich zu stoppen. Wir GRÜNEN werden uns in den Haushaltsverhandlungen für eine auskömmliche Finanzierung der sächsischen Denkmalpflege einsetzen.“
Allein in diesem Jahr werden ein Referatsleiter und der Gebietsreferent für die gesamte Stadt Leipzig und den halben Landkreis Nordsachsen in den Ruhestand gehen.
„Das bedeutet, dass die allein in Leipzig vorhandenen ca. 14.000 Kulturdenkmale seitens des Landesamtes nicht mehr betreut werden können. Ich erwarte von der Staatsregierung, dass mindestens diese beiden 2016 frei werdenden Stellen zügig wieder besetzt werden“, fordert Günther.
In den vergangenen Jahren wurden die sächsischen Denkmallisten mit hohem personellem Aufwand überprüft. Die Projektstellen für diese Aufgabe wurden im Jahr 2015 allerdings nicht mehr verlängert. „Die Prüfung der Gartendenkmale sowie der technischen Denkmale blieb dadurch unvollendet und ohne Ergebnis. Bleibt es dabei, wird es für Sachsen keine aktuellen Denkmalkarten geben, die für eine transparente bürgernahe Arbeit unverzichtbar sind.“
„Der Denkmalpflege kommt gerade heute, in Zeiten ökonomischer und gesellschaftlicher Umbrüche aufgrund der Kompetenz zur Bewahrung historisch bedeutender Substanz eine identitätsstiftende Aufgabe zu. Ohne die fachliche Begleitung des Landesamtes für Denkmalpflege wäre die über Sachsens Grenzen hinaus anerkannte Erhaltung bzw. Restaurierung herausragender sächsischer Kulturdenkmale undenkbar gewesen. Mit der zunehmenden Arbeitsunfähigkeit der Fachbehörde droht eine über hundertjährige sächsische Erfolgsgeschichte zu Ende zu gehen – ohne Not und ohne Grund“, fürchtet Günther.
Hintergrund:
Das sächsische Landesamt für Denkmalpflege war 1919 aus der Kommission zur Erhaltung der Kunstdenkmäler hervorgegangen. Diese war 1894 als erste Institution staatlicher Denkmalpflege ins Leben gerufen worden. Das Landesamt bestand über die Auflösung des Landes Sachsen im Jahr 1952 hinaus und gehörte seit 1958 als Arbeitsstelle Dresden zum Institut für Denkmalpflege der DDR. 1993 erfolgte die Wiedereinrichtung als Landesoberbehörde. Seit Juli 2002 ist das Landesamt dem Sächsischen Staatsministerium des Innern nachgeordnet.
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