(2015-411) Auf Antrag der GRÜNEN-Fraktion fand heute im Umweltausschuss des Sächsischen Landtags eine öffentliche Anhörung zum Thema „Wildschäden und Naturnaher Waldumbau in Sachsen“ statt.
Die öffentliche Anhörung machte nach Meinung von Wolfram Günther, umweltpolitischer Sprecher der GRÜNEN-Fraktion, deutlich, dass „insbesondere der Einfluss des Rot- und Rehwildes bei der Entwicklung der Waldverjüngung und der Bodenvegetation auch in den sächsischen Wäldern eine wesentliche Rolle spielt. Gegenwärtig sind die für den Waldumbau besonders geeigneten Baumarten wie Weißtanne, Eiche, Buche und Edellaubbaumarten wie Bergahorn, Ulme, Linde in einigen sächsischen Regionen durch Wildverbiss gefährdet. Die Wildbestände insbesondere des Schalenwildes und hier des Rotwildes sind derzeit für einen Waldumbau ohne kostenintensiven Zaunbau in weiten Teilen Sachsens zu hoch.“
„Der Klimawandel zwingt uns zum Handeln. Zu einem naturnahen Waldbau, der auf gemischte und stabile Waldbestände mit standortgemäßen Baumarten setzt, besteht keine Alternative. Allerdings wachsen auf der Hälfte der rund 200.000 Hektar des Staatswaldes immer noch Fichten außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes. Damit sind wir von naturnahen Wäldern mit entsprechender Artenzusammensetzung noch weit entfernt.“
„Gerade die dominierenden Fichten sind als Flachwurzler viel anfälliger für Trockenheit, Stürme und Schadinsektenbefall. Ziel muss es sein, die Fichtenbestände durch größere Anteile von Rotbuche und anderen Laubbäumen wie Hainbuche und Berg-Ahorn in den Mittelgebirgslagen zu ersetzen.“
„Langfristiges sollten beim Waldumbau alle heimischen Baumarten ohne aufwendige und teure Schutzmaßnahmen aufwachsen können. Zäune sind auf Dauer nicht finanzierbar; Bau, Unterhaltung und Abbau binden zu viel Personal, vor allem aber kann ein einzelner Zaunschaden durch Sturm den Waldumbauerfolg von mehreren Jahren vernichten.“
„Das jagdliche Ziel, auf Dauer verträgliche Wilddichten zu schaffen und die Naturverjüngung ohne Zäune weitgehend zu ermöglichen, wurde in vielen sächsischen Regionen bisher deutlich verfehlt. Positive Beispiele für gelingenden Waldumbau mit angepassten Wilddichten sind die Reviere in Eibenstock, im Tharandter Wald und in Cunnersdorf. Hier können Tannen ohne Zäune nachwachsen.“
Im Erzgebirge wurden in den 1960er Jahren mehr als 500.000 Weißtannen nachgepflanzt, davon waren 1996 weniger als 5.000, also nur noch ein Prozent, ohne Verbiss- und Vitalitätsschäden. Exzessive Winterfütterung der damaligen Wildbestände haben kontraproduktiv gewirkt. „Wir empfehlen die Wiedereinführung von Verbiss- und Schälschadengutachten bzw. von Vegetationsgutachten aller drei Jahre auch für die privaten Jagdbezirke in Sachsen“, sagt Günther.
Link zum Anhörungsprotokoll und Vorträgen
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