Sächsische Denkmalpflege wird Thema einer Aktuellen Debatte im Sächsischen Landtag

15.4.2016

(2016-135) Die kritische Situation der sächsischen Denkmalpflege wird am kommenden Donnerstag (21. April) Thema einer Aktuelle Debatte im Sächsischen Landtag. Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat diesen Tagesordnungspunkt beantragt. Mit dem Beginn der Debatte wird ab 11 Uhr gerechnet.

„Die aktuelle Situation der sächsischen Denkmalpflege ist dramatisch“, kritisiert Wolfram Günther, denkmalpolitischer Sprecher der GRÜNEN-Fraktion. „Aktuell bündeln sich mehrere besorgniserregende Entwicklungen.“

„Die Überalterung und die drastische Reduzierung der Personalstellen im Landesamt für Denkmalpflege gefährdet in hohem Maße den Fortbestand der verdienstvollen Arbeit der staatlichen Denkmalpflege in Sachsen. Seit dem Jahr 2000 wurden die Personalstellen im Landesamt von 62 auf heute nur noch 48 heruntergefahren.“

„Diese Reduzierung der Stellen wird durch das hohe Durchschnittsalter der Beschäftigten von 53,2 Jahren verschärft. Mehr als ein Viertel der Mitarbeiter ist dabei über 60 Jahre alt. Das bedeutet im Klartext, dass etwa 20 Stellen bis 2022 altersbedingt frei werden.“

„Auch die unteren Denkmalschutzbehörden in den Kommunen und Landkreisen sind personell unterbesetzt und arbeiten am Rande ihrer Leistungsfähigkeit.“

Düster ist nach Meinung Günthers auch die Situation bei der Weiterbildung im Bereich Denkmalpflege:

„Seit über 20 Jahren hatten Handwerker in den Fortbildungszentren der Handwerkskammern in Görlitz bzw. Trebsen die Möglichkeit, gewerkspezifische Zusatzqualifikationen für die fachgerechte Arbeit an Baudenkmalen zu erwerben. Dieses Angebot bestand für die Gewerke Maurer, Zimmerleute, Tischler, Maler, Stuckateure und Steinmetze. Der Standort Trebsen wurde 2015 geschlossen. Mit der aktuellen Abwicklung des Standortes Görlitz geht die  Geschichte dieser Ausbildungs- und Fortbildungszentren in Sachsen zu Ende.“

„In Sachsen sind seit dem Jahr 2000 knapp 5.000 Baudenkmale unwiederbringlich durch Abbruch zerstört worden“, moniert der Abgeordnete. „Seit 2005 verloren zusätzlich weitere tausende Baudenkmale ihren Denkmalstatus.“

„Trotz der Rettung zehntausender Kulturdenkmale befinden sich aktuell ganze Denkmalgruppen in einem dramatischen Zustand. Dies betrifft sowohl städtische Wohnhäuser, ländliche Anwesen als auch zunehmend die technischen Denkmale. Hier fehlt es an ausreichender finanzieller Förderung zum Erhalt. Diese mangelnde finanzielle Unterstützung beim Denkmalschutz schadet auch der heimischen Wirtschaft. Es sind Tausende Handwerker, Architekten, Beschäftigte in Bauunternehmen und Restauratoren, die einen wichtigen Teil des Bauwirtschaftsgewerbes ausmachen.“

Mit der aktuellen Debatte will Günther die CDU/SPD-Koalition und die Staatsregierung zu einer Positionierung zwingen:

„Der Denkmalpflege kommt gerade heute, in Zeiten ökonomischer und gesellschaftlicher Umbrüche, eine unverzichtbare, Identität stiftende Aufgabe zu. Ohne die fachliche Begleitung des Landesamtes für Denkmalpflege und der Unteren Denkmalämter wäre die über Sachsens Grenzen hinaus anerkannte fachlich fundierte Erhaltung bzw. Restaurierung herausragender sächsischer Kulturdenkmale undenkbar gewesen. Mit der Herbeiführung der zunehmenden Arbeitsunfähigkeit dieser Fachbehörden sowie der Schließung der Weiterbildungszentren droht die über hundertjährige sächsische Erfolgsgeschichte der Denkmalpflege in Sachsen zu Ende zu gehen – ohne Not und ohne Grund.“

» Antwort von Innenminister Markus Ulbig (CDU) auf die Kleine Anfrage des Abgeordneten Wolfram Günther (GRÜNE): ‚Stellenbedingte zunehmende Arbeitsunfähigkeit und Personalentwicklung seit 2000 am Landesamt für Denkmalpflege Sachsen (LfD)‘ (Drs 6/3650)

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