(2017-304) „In ganz Sachsen sind nur 2,6 Prozent der Waldfläche aus der forstlichen Nutzung genommen. Das ist viel zu wenig“, kommentiert Wolfram Günther, umweltpolitischer Sprecher der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag, die heutige Vorstellung des Waldzustandsberichts 2017 durch Umweltminister Thomas Schmidt (CDU).
„Die ausreichende Sicherung von Wildnisgebieten, in denen natürliche Prozesse ohne menschlichen Einfluss ablaufen können, ist entscheidend, um den Rückgang der biologischen Vielfalt aufzuhalten. Deutschland hat sich in der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt darauf verpflichtet, zehn Prozent der staatlichen Waldfläche aus der forstlichen Nutzung zu nehmen. Davon ist Sachsen weit entfernt. In den staatlichen Landeswäldern, die der Sachsenforst bewirtschaftet, trifft dies nur auf sechs Prozent der Fläche zu.“ (Kleine Anfrage (Drs 6/8113)
„Sachsens Staatsregierung sieht den Staatswald viel zu sehr aus dem Blickwinkel der Holzerwirtschaftung und eines möglichst hohen Gewinnerlöses. Dabei muss der Erhalt der Biodiversität eine viel größere Rolle spielen. Wenn wir das Ökosystem Wald in Zeiten des Klimawandels erhalten wollen, dann müssen wir seiner Regenerationsfähigkeit und Stabilität wesentlich mehr Raum geben.“
Zu den ökologisch wichtigsten Waldstrukturen zählen Bäume und Baumgruppen in der Alters- und Zerfallsphase, da sie Lebensraum zahlreicher spezialisierter Arten sind. Dieses wertvolle Totholz entsteht vor allem in den geschützten Wildnisgebieten.
„Hier herrscht großer Nachholbedarf in Sachsen. Wir GRÜNEN wollen den Anteil der Waldflächen, die von der Nutzung durch die Forstwirtschaft ausgeschlossen sind, bis zum Jahr 2020 im Staatswald auf zehn Prozent erhöhen.“
„Wenn die Staatsregierung das Ziel eines naturnahen, standortgerechten Laub- und Mischwaldes erreichen will, muss sie beim Waldumbau entschlossener handeln. Dazu ist eine konsequentere Bestandsregulierung des Schalen- und des Schwarzwilds nötig. Ziel ist eine standortgemäße Verjüngung ohne Zäune“, erklärt der Landtagsabgeordnete.
„Den in den vergangenen Jahren deutlich gesteigerten Holzeinschlag im Staatswald sehen wir vor allem in seiner Umsetzung mit immer größeren, bodenverdichtenden Maschinen wie Harvestern kritisch.“
„Wir brauchen dringend ökologische und soziale Mindeststandards für eine naturnahe Waldwirtschaft. Deshalb fordern wir GRÜNEN von Umweltminister Schmidt, nicht nur über Nachhaltigkeit zu reden, sondern die sächsischen Staatswälder endlich nach den internationalen Kriterien für verantwortungsvolle Waldwirtschaft des „Forest Stewardship Council“ (FSC) bewirtschaften zu lassen. Nach diesem Qualitätsstandard ist bisher allerdings erst ein Prozent der sächsischen Waldfläche zertifiziert.“
„Ich empfehle Minister Schmidt den Blick über den Tellerrand: Die Wälder der Bundesländer Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Baden-Württemberg, Hamburg, Schleswig-Holstein und Berlin sowie zahlreiche Gemeinde- und Privatwälder sind bereits nach den Standards des FSC zertifiziert.“
Leitbild der angestrebten Wirtschaftswälder beim FSC-Siegel sind naturnahe Waldökosysteme, die sich bezüglich Baumartenzusammensetzung, Vorrat, Dynamik und Struktur den natürlichen Waldgesellschaften annähern.
Sachsenforst setzt bisher lediglich auf die Alibi-Zertifizierung des ‚Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes‘ (PEFC). Das PEFC-Siegel wurde von der Holzindustrie Mitte der 1990er Jahre eingeführt, weil ihr die auf die Initiative von Umweltverbänden zurückgehende FSC-Zertifizierung zu ökologisch-anspruchsvoll und zu teuer war.
„Insofern ist PEFC faktisch als Mogelpackung zu betrachten, die bei vielen Kriterien kaum über das hinausgeht, was das Sächsische Waldgesetz ohnehin fordert“, erläutert Günther.
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