Wie liefs? Demonstration gegen die Einstellung der Regionalbahn 110 auf der Strecke Meißen – Döbeln

a05aa1afe3_Demo_NossenZwölf Uhr mittags
Aus der wenige Minuten zuvor eingefahrenen, prall gefüllten Regionalbahn kommen die ersten DemonstrantInnen in Nossen an – unschwer zu erkennen an den mitgeführten Plakaten.
Anlässlich der vorerst letzten Fahrt der Regionalbahn 110 von Meißen nach Döbeln haben die Grünen Kreisverbände Mittelsachsen und Meißen in Nossen eine Demonstration unter dem Motto „Abgefahren und Abgehängt“ angemeldet. Am Startpunkt versammelten sich ca. 100 Menschen aus der Region, unter ihnen zahlreiche Grüne Mitglieder und SymphatisantInnen sowie Mitglieder und Aktive des vcd.
Die Demonstration führte durch die Nossener Innenstadt zum Bahnhof. Aufgrund von Einwänden der Stadt Nossen durfte der Demonstrationszug nicht wie geplant am zeitgleich stattfindenden Weihnachtsmarkt vorbei führen, sondern wurde durch Nebenstraßen umgeleitet. Am Bahnhof stießen noch einige Menschen dazu, so dass sich am Ende ca. 140 Menschen zur Kundgebung zusammenfanden.

Bilder: Peter Wunderland

Bilder: Peter Wunderland

„Uns ist bewusst, dass wir mit dieser Demonstration die Abbestellung der RB 110 zwischen Meißen und Döbeln nicht mehr rückgängig machen werden. Wir wollen aber ein Zeichen setzen, dass diese Abbestellung gegen den Willen vieler Bürger durchgesetzt wird.“ so Peter Wunderwald, Grüner Kreisrat aus Nossen und einer der Anmelder der Demonstration im Vorfeld der Veranstaltung. Bei einer Unterschriftensammlung in den Jahren 2011 und 2014 unterzeichneten insgesamt 23.000 Bürgerinnen und Bürger aus der Region einen Aufruf zum Erhalt der Regionalbahn.

Sterben auf Raten
Die geringe Auslastung der Strecke, welche ausschlaggebend für die Abbestellung ist, hat laut Wunderwald vor allem Gründe in einer völlig verfehlten Verkehrspolitik der Verkehrsverbünde und des Freistaates. „Die Strecke wurde u.a. durch verringerte und unabgestimmte Taktzeiten, eine undurchdachtes Tarifsystem und parallel eingeführte Buslinien erst unattraktiv gemacht.“
Der von vielen erhoffte und von der SPD im Landtagswahlkampf versprochene Kurswechsel in der Verkehrspolitik hat nicht stattgefunden. SPD Verkehrsminister Martin Dulig muss hier nicht nur die Suppe seines Vorgängers Sven Morlok (FDP) auslöffeln, sondern hat die Chance einer Neuausrichtung seines Ministeriums hin zu einer umweltfreundlichen und zukunftsfähigen Verkehrspolitik nicht genutzt. „Die Abbestellung der RB 110 ist ein Rückfall hinter Bismarcks Zeiten“, so der Grünen-Kreisrat.

Regionalisierungsmittel falsch verteilt
Auch bei SPD Kreisrat Matthias Rost, ebenfalls am Erhalt der Bahnstrecke Meißen – Döbeln engagiert, stößt die Entscheidung zur Abbestellung der RB 110 auf Unverständnis. In seinem Redebeitrag ging er ausführlich auf die Problematik der Verteilung der Regionalisierungsmittel und deren künftige Absenkung ein. Insbesondere letzteres könnte für viele weitere Bahnstrecken in Sachsen das Aus bedeuten. Er mahnte deshalb einen Diskussionsprozess innerhalb der sächsischen SPD an, um den Nahverkehr zukünftig nicht noch weiter auszudünnen.
Ein Antrag der Grünen Landtagsfraktion zur Neuverteilung der Regionalisierungsmittel scheiterte allerdings an der Rot-Schwarzen Mehrheit im Landtag.

Strecke nicht aufgeben
Trotz der Abbestellung der RB 110, macht die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen Landtagsfraktion Katja Meier den Anwesenden Mut, weiter für den Erhalt der Strecke einzutreten. „Solange die Bahnstrecke nach Nossen nicht stillgelegt ist, besteht ein Funken Hoffnung! Noch rollt zumindest der Güterverkehr.“ Insbesondere lohnt es sich, für die unkompliziert machbare Verlängerung der verbleibenden Strecke Döbeln – Leipzig bis nach Roßwein zu kämpfen. Wenn dies gelingt, kann perspektivisch auch Nossen wieder an den Personenverkehr der Bahn angebunden werden. Dafür braucht es aber ein Umdenken in der sächsischen Verkehrspolitik – hin zu einem integrierten Taktfahrplan und einem einheitlichen Tarifsystem
Wolfram Günther, Sprecher für Landesentwicklung der Grünen Landtagsfraktion und Sprecher des Kreisverbandes Mittelsachsen, wies abschließend noch auf die Bedeutung der Bahn auf die Region hin. Insbesondere der ländliche Raum droht mit jeder Abbestellung weiter abgehängt zu werden. „Bahnstrecken sind die Lebensadern der Region.“ Wolfram Günther mahnte an, jetzt nicht mit dem Protest gegen die Abbestellung der Regionalbahn nachzulassen, sondern den Abgeordneten auf allen politischen Ebenen weiterhin Druck zu machen. Mit der „Nossen-Riesaer Eisenbahn-Compagnie“, die zukünftig die Strecke Döbeln – Meißen betreiben wird, gibt es einen regionalen Partner, der eine Wiederbestellung es SPNV auch in Zukunft möglich macht.

Presselinks zum Thema:
www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/TOP-THEMA/Ein-Zug-kommt-aber-nicht-zurueck-artikel9381324.php

www.sz-online.de/nachrichten/nossen-kaempft-fuer-die-bahn-3273343.html

www.sz-online.de/nachrichten/rueckfall-hinter-bismarcks-zeiten-3275099.html

www.dnn.de/Region/Region-News/Letzter-Halt-Betrieb-der-Regionalbahn-110-endet

www.vcd-mitte.de/2015/12/09/das-doebelner-tarifwirrwarr-weitet-sich-aus/

www.vcd-mitte.de/2015/12/14/die-busse-zu-blockieren-bringt-die-bahn-nicht-zurueck/

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