Liebe Freundinnen und Freunde,
wir BÜNDNISGRÜNE stehen an einem wegweisenden Punkt. Unsere Partei ist gewachsen – in allen Kreisverbänden, mit vielen neuen Mitgliedern, mit großem fachlichem Wissen und einer beeindruckenden Verankerung in der Gesellschaft. Und trotzdem mussten wir in den letzten Monaten schmerzhafte Verluste hinnehmen: Wir haben die Regierungsbeteiligung in Sachsen verloren, unsere kommunale Verankerung hat spürbar gelitten, vielerorts sind ganze Fraktionen und hauptamtliche Strukturen weggebrochen. Parallel dazu ist unsere öffentliche Wahrnehmbarkeit geschrumpft, das Vertrauen in unsere Arbeit hat in weiten Teilen der Gesellschaft spürbar nachgelassen.
Raus aus der politischen Krise
Sachsen steckt in einer tiefgreifenden politischen Krise. Der gesellschaftliche Zusammenhalt bröckelt, rechte und antidemokratische Kräfte dominieren den Diskurs, die demokratische Mitte zieht sich zurück. Die CDU hat sich von ihrer Verantwortung für die Demokratie weitgehend verabschiedet – sie kopiert AfD-Positionen, statt ihnen etwas entgegenzusetzen. Die politische Kultur ist vergiftet, das Vertrauen in staatliche Institutionen sinkt, das Klima für zivilgesellschaftliches Engagement wird rauer. Wer sich für ein offenes, gerechtes, ökologisches Sachsen einsetzt, steht unter Druck – in der Öffentlichkeit, im Netz, auf der Straße. Wir befinden uns im Zentrum eines massiven rechtsautoritären Gegenangriffs auf alles, was unsere offene, solidarische und ökologische Gesellschaft ausmacht. Auch wir als BÜNDNISGRÜNE geraten stärker unter Beschuss als je zuvor: Unsere Positionen werden systematisch entstellt und verzerrt, unsere Aktiven zur Zielscheibe gemacht.

Gleichzeitig stehen wir vor epochalen Herausforderungen: Klimakrise, Energie- und Mobilitätswende, soziale Gerechtigkeit, demokratische Resilienz. In dieser Situation braucht es eine Partei, die Haltung zeigt, die Orientierung gibt – und die bereit ist, für Veränderung zu kämpfen. Diese Partei sind wir BÜNDNISGRÜNE.
Ich bin fest überzeugt: Wir haben als Partei alles, was es braucht, um diese Entwicklung zu stoppen. Es braucht uns als starke politische Kraft, die dem Rollback ein kraftvolles Zukunftsbild entgegensetzt. Es braucht uns, weil wir Verantwortung übernehmen und konkrete Lösungen bieten. Ich glaube an unsere Werte, an unser Programm, an unsere Mitglieder. Aber wir müssen Vertrauen und Zutrauen neu erarbeiten: durch eine klare Haltung, offene Gespräche, strategische Arbeit und eine ordentliche Portion Mut.
Für eine Politik, die an die Zukunft denkt
Die kommenden vier Jahre sind entscheidend. 2029 stehen Wahlen in Europa, im Bund, im Land und in den Kommunen an. Mit 5,1 Prozent bei der Landtagswahl haben wir kein strategisches Polster. Wenn wir Sachsen verändern wollen – ökologisch, sozial und demokratisch – dann reicht es nicht, über die Fünf-Prozent-Hürde zu kommen. Dann müssen wir mit neuer Energie und echtem Gestaltungswillen dauerhaft zweistellig werden wollen.
Ich bewerbe mich als Co-Landesvorsitzender, weil ich dazu beitragen will, dass uns das gelingt. Ich weiß, wie groß diese Aufgabe ist, aber auch, welche Möglichkeiten wir haben. In meiner Zeit als Umwelt-, Energie- und Klimaschutzminister unseres Freistaates habe ich erlebt, wie viel möglich ist, wenn wir mit strategischem Blick, fachlicher Tiefe und einem klaren Kompass handeln. Ich trage als Fachpolitiker Verantwortung in einem Politikfeld, das heute umkämpfter ist denn je: dem Klima- und Umweltschutz. Ich habe erlebt, wie aus Ideen Gesetze werden, aus Konflikten Kompromisse, aus Überzeugung reale Veränderung. Diese Erfahrung bringe ich mit – nicht als Selbstzweck, sondern weil sie gemeinsam mit neuen Ideen und einer lebendigen Basis entscheidend ist, um uns als BÜNDNISGRÜNE schlagkräftig und zukunftsfähig aufzustellen. Wir müssen wieder mehr Menschen erreichen – in unseren Hochburgen als auch in der Breite des Landes. Es reicht nicht, mit uns selbst zufrieden zu sein. Wer überzeugen will, muss zuhören. Wer Mehrheiten gewinnen will, muss im Land rausgehen, sich einlassen und Widerspruch aushalten. Nur wenn wir andere Perspektiven ernst nehmen, können wir unsere eigene umso wirksamer vertreten.
Ich bin fest überzeugt: Die großen Fragen unserer Zeit – Klimaschutz, Energiewende, Umweltschutz – erlauben keinen Aufschub mehr. Sie sind kein Privathobby von uns BÜNDNISGRÜNEN, sie sollten über alle politischen Ebenen hinweg oberste Priorität haben. Gerade jetzt, wo alle hart erkämpften Erfolge in diesem Bereich von rechtsautoritären und neoliberalen Kräften angegriffen werden. Ich will, dass unsere Erfolge sichtbar bleiben – und dass wir die ökologische Transformation weiter gestalten, indem wir sie mit sozialer Gerechtigkeit, Teilhabe und echter Gleichstellung verbinden. Das ist unsere Pflicht und Verantwortung: für ein gutes Leben auf einem gesunden Planeten, für unsere Kinder und Enkel.
Entschlossen gegen Rechtsextremismus
Früher habe ich gesagt, dass Sachsen ein weltoffenes Land ist. Es schmerzt mich, dass ich das heute nicht mehr behaupten kann. Ohne ein respektvolles Miteinander, ohne eine echte Willkommenskultur hat Sachsen keine gute Zukunft. Es geht um die Menschen, die schon hier leben – und um die, die wir halten oder gewinnen wollen. Wir brauchen eine Politik, die nicht abschreckt, sondern einlädt. Eine Politik, die klare Haltung zeigt gegen Ausgrenzung und gleichzeitig Strukturen schafft, die Teilhabe möglich machen. Mein politisches Verständnis von Gerechtigkeit, Vielfalt und Freiheit ist tief in meiner eigenen Biografie verwurzelt. Ich bin in der DDR aufgewachsen – in einem System, das Anderssein bestraft und politische Freiräume unterdrückt hat. Diese Erfahrung hat mich politisiert. Heute setze ich mich für ein anderes Sachsen ein. Ein Sachsen, das offen, demokratisch und solidarisch ist. Ein Land, das Menschen willkommen heißt – und in dem jeder Mensch so sein kann wie er ist.
Genau deswegen braucht es jetzt ein klares Zeichen im Kampf gegen Rechtsextremismus und populistische Hetze. Was wir in Sachsen erleben, ist mehr als ein Stimmungsumschwung – es ist ein rechtsautoritärer Angriff auf das demokratische Fundament unseres Freistaates. Wenn Einschüchterung zur Strategie wird, wenn Gewalt gegen Engagierte normalisiert wird, wenn rechte Narrative die öffentliche Debatte dominieren, dann reichen Worte nicht mehr aus. Jetzt braucht es mehr denn je Haltung, Sichtbarkeit und lebendige zivilgesellschaftliche Bündnisse. Ich will, dass wir als Partei in dieser Auseinandersetzung klar, laut und verlässlich bleiben – an der Seite von Zivilgesellschaft, Initiativen und Engagierten.
Gemeinsam Veränderung möglich machen
Ich glaube an Teamarbeit und an eine Politik, die nicht um Egos kreist, sondern Brücken baut. Führung bedeutet für mich: Verbinden, Zuhören, Entscheiden – und den Mut haben, Verantwortung zu übernehmen. Unsere Partei ist vielfältig. Diese Vielfalt ist unsere Stärke – wenn wir sie organisieren und politisch wirksam machen. Das gelingt nur, wenn man Menschen kennt, ihre Perspektiven ernst nimmt, Unterschiedlichkeit zulässt – und dennoch gemeinsam nach vorne geht.
Wir haben über 5.000 Mitglieder. Was für eine Kraft. Aber sie wird erst wirksam, wenn wir sie mobilisieren, aktivieren und koordinieren. Ich will Formate entwickeln, die genau das ermöglichen. Unsere Landesgeschäftsstelle soll dabei mehr sein als eine Verwaltung, sie soll noch stärker zum strategischen Zentrum werden. Wir brauchen Kampagnenfähigkeit, Vernetzung mit Verbänden, gute Beziehungen zur Bundesebene, einen geschärften Blick auf die spezifische Situation unserer ostdeutschen Landesverbände und einen klaren politisch-strategischen Plan. Wenn wir 2029 stark antreten wollen, müssen wir jetzt beginnen Talente zu fördern und Menschen zu stärken, die bereit sind Verantwortung zu übernehmen.
Liebe Freundinnen und Freunde, ich sehe aktuell große Herausforderungen, die unser bündnisgrünes Projekt extrem gefährden und die mich beunruhigen. Denn unsere Partei ist mein politisches Zuhause, an ihr hängt mein Herz. In diesen außergewöhnlichen Zeiten geht es darum, dass wir uns als BÜNDNISGRÜNE bestmöglich aufstellen. Das alles ist kein Selbstläufer, es erfordert viel Arbeit, Gewissenhaftigkeit und einen kühlen Kopf. Meine Bewerbung ist ein Angebot. Ein Angebot an Euch, gemeinsam neue Wege zu gehen. In Sachsen haben wir noch nicht allzu häufig Parteiamt und Mandat miteinander vereint. Ich bin überzeugt, dass wir in der Lage sind, Verantwortung auf mehreren Ebenen zu tragen und diese Ebenen klug zu verbinden. Ich will zeigen, dass wir uns als BÜNDNISGRÜNE etwas zutrauen und dass wir gestalten können: mit Mut, mit Haltung, mit Vertrauen in uns selbst.
Seit den 1990er Jahren bin ich Teil dieser Partei. Ich habe LAG’en gegründet, war Sprecher im Kreisverband, Abgeordneter, Fraktionsvorsitzender, Minister, Vize-Ministerpräsident. Ich habe in schwierigen Zeiten auf verschiedenen Ebenen Verantwortung getragen. Und ich bin bereit, genau das jetzt wieder zu tun: für unseren Landesverband, für unsere Mitglieder, für ein demokratisches, ökologisches und sozial gerechtes Sachsen.
Ich freue mich darauf, diesen Weg gemeinsam mit Euch zu gehen.
Euer Wolfram
Ich finde diesen Schritt absolut nachvollziehbar und wünsche Wolfram eine solide Mehrheit im Bewerbungsverfahren.